Liebes Brautpaar, in den vergangenen Monaten, seit ich weiß, dass Ihr heute heiraten werdet, kullern die Worte durch meinen Kopf und versuchen sich zu einer Rede zusammenzufinden.
Mal waren sie eine Drohung an Dich, lieber Schwiegersohn. In schillernden Farben wollte ich Dir aufzeigen, was Dir blüht, wenn Du meine Tochter nicht glücklich machst. Zur Hochzeit drohen, das gehört sich nicht. Daher habe ich nach neuen Worten gesucht.
Die taten sich zu einem Trauergesang zusammen und beklagten den Verlust, meiner über alles geliebten Tochter und meiner eigenen Jugend – immerhin ist es nicht ausgeschlossen, dass ich früher oder später Opa werde. Doch eine Hochzeit ist keine Beerdigung.
Also noch mal überlegt. Was soll ich sagen? Mir ist nichts eingefallen. Nichts, was ich Euch sagen kann. Ich kann nur zu mir selbst sprechen.
Meine liebe Tochter, ich verliere Dich ja nicht. Das klingt doch tröstlich – oder? Du gehst Deine eigenen Wege, aber ich bin mir sicher, dass ich stückweise mitgehen darf. Meine Jugend wird zu mir zurückkommen, wenn ich mit Enkeln Fußball spiele oder schwimmen gehe.
Und Du mein lieber Schwiegersohn… Nein nicht zusammenzucken! Ich drohe doch nicht. Im Gegenteil. Mit Dir möchte ich mich verbünden. Schließlich wollen wir beide das Beste für meine Tochter.
In diesem Sinne: Auf eine glückliche Zukunft unseres Brautpaares. Prost!