Liebe Trauergemeinde, wir haben uns heute hier in tiefer Trauer versammelt, um Julius Gernegroß zu Grabe zu tragen. Einen Menschen, der in seinem langen unverschämten Leben niemanden verschont hat. Und so hat auch Gott ihn jetzt nicht verschont und ihn in Windeseile – nur wegen eines kleinen Schnupfens – zu sich geholt. So soll nicht einer noch sagen, dass es keine Gerechtigkeit im Leben gibt oder die Mühlen des Herrn würden gerne allzu langsam mahlen…
Nein, im Gegenteil! Es ging alles sehr, sehr schnell. Somit kann unser Bruder Julius Möchtegerne und Gernegroß sogar noch von Glück reden. Der Vater im Himmel erschien ihm vorgestern Nacht und rüttelte ihn wach. Er sprach: „Mein lieber Sohn, ich habe dich unter vielen Tunichtgute auserwählt, um zu mir kommen zu dürfen. In all den Jahren hast Du allen Widrigkeiten getrotzt und ich musste lange auf den richtigen Augenblick warten, um dich zu erlösen und die Welt von dir zu befreien“. Alles Bitten und Betteln hat dem „armen“ Julius nicht geholfen, denn es war endlich Zeit zu gehen und dem Guten auf dieser Welt Platz zu machen.
Julius Gernegroß, wir, die Kirchengemeinde, werden dich nicht wirklich vermissen. Und wie es um deine Familie steht, das wissen wir nicht, denn es ist von ihr zu deinem heutigen Abschied niemand erschienen. Wir legen auch nur einen kleinen Kranz auf dein Grab, denn im kirchlichen Opfersack, aus dem du dich regelmäßig bedient hast, ist an Inhalt leider nicht viel übrig geblieben. Auch an den Kerzen im Gotteshaus hast du dich regelmäßig bedient, obwohl du ganz locker hättest deine Stromrechnung bezahlen können…
Na ja- sei`s drum, lieber Bruder Julius, Gott, der uns endlich von Dir erlöst und zu sich genommen hat, liebt dich trotzdem…